BERICHT
zur Veranstaltung "20 Jahre KISS Zwickau":

Das 20jährige Bestehen der Zwickauer Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) im Verein "Gesundheit für alle" e.V. wurde am Freitag, dem 14. 11.2014 im Gemeindesaal der Pauluskirche Zwickau feierlich begangen und gestaltete sich zu einem besonderen Höhepunkt in der Entwicklung der Kontaktstelle.

Herr Olaf Schwarzenberger, der ehemalige Leiter der Regionalstelle der Parität in Zwickau, moderierte die Veranstaltung mit Bravour. Eröffnet wurde die Feierlichkeit von Schülern des Robert-Schumann-Konservatoriums Zwickau mit Werken von Schumann und Mozart (Klavier und Gesang). Zwei weitere Schüler des RSK brachten Lieder nach dem großen Vortrag mit Power-Point zum Rückblick auf die Entwicklung der KISS.

In einem vollen Gemeindesaal hatten sich Vertreter von über 80 Selbsthilfegruppen, zahlreiche langjährige Weggefährten, Förderer und Vertreter der Stadtratsfraktionen, des Kreis- und Landtages eingefunden, um die Arbeit der KISS und ihre Bedeutung für Betroffene zu würdigen.

In einem schriftlichen Grußwort fand Zwickaus Oberbürgermeisterin Frau Dr. Pia Findeiß anerkennende Worte für die Arbeit der KISS und betonte die wichtige Stellung der Selbsthilfe im sozialen System. Ebenso wurden Grußworte von Herr Frank Tschirch, Fachberater für Selbsthilfeförderung bei der AOK PLUS, vorgetragen, der sich gleichzeitig für die kooperative Zusammenarbeit bedankte. Frau Sigrid Becher, ehem. Regionalgeschäftsstellenleiterin des Paritätischer Wohlfahrtsverband Westsachen erinnerte in ihrem schriftlichen Grußwort an viele Begebenheiten und Ereignisse, die oftmals schwierig waren, das Bestehen der Kontaktstelle gefährdeten, aber kollegial und konstruktiv gemeinsam immer gelöst werden konnten und die KISS stets vorangebracht haben.

Herr Gerald Otto, Landtagsabgeordneter, CDU, ließ es sich nicht nehmen auch von seinen persönlichen familiären Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen zu berichten. Es sei für Betroffene ein unschätzbarer Wert, in einer schweren Lebenslage in der Selbsthilfe so gut aufgenommen und angenommen zu werden. Neben dem familiären Netz sei die Selbsthilfe d i e Stätte, die immer die stützende Verbindung zwischen professioneller Hilfe und schweren Niederlagen im Krankheitsverlauf eines Betroffenen gibt.

Herr Dr. med. Volkmar Ludwig vom Verein "Gesundheit für alle" e.V., der vor 20 Jahren die KISS mitbegründet hatte, wagte einen Ausblick in die Zukunft der Einrichtung. Bereits heute verspüre man die Auswirkungen des demografischen Wandels auch in den Selbsthilfegruppen und -initiativen. Künftig müssen neue engagierte Menschen gefunden werden, die diese wertvolle Aufgabe weiterführen, weil viele Ansprechpartner aus Altersgründen ausscheiden. Gleichzeitig verwies er auf die immer noch bestehende Diskrepanz zwischen steter Nachfrage nach Selbsthilfegruppen und der Finanzierung durch die öffentliche Hand.

Frau Rosina Drewanz, Tanzleiterin vom Bundesverband für Seniorentanz e.V. zeigte anschließend gemeinsam mit den "Montagsdamen" wie man sich körperlich und geistig durch die Tanzgymnastik im Sitzen und auf der Fläche fit hält. Mit viel Schwung und Elan überzeugten die Musik und die Bewegungen die Anwesenden zum Mitmachen.

Wie vielfältig und umfangreich die Selbsthilfebewegung im Landkreis Zwickau gewachsen ist, wurde auch durch die zustimmenden Redebeiträge aus den Reihen der Selbsthilfegruppen deutlich. So berichteten Herr Jürgen Löffler von der SHG "Blasenkrebs" Zwickau, Herr Claus Hartmann von der Deutschen GBS Initiative e.V., Landesverband Sachsen, Frau Elke Ertel von der Rheuma-Liga Sachsen e.V., Arbeitsgemeinschaft Zwickau und Herr Andre Brendle vom Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V. von den Anfängen ihrer Gruppenarbeit und von den reichhaltigen Hilfsangeboten, die ihre Gruppe derzeit anderen Betroffenen anbieten können. Frau Sylvia Zinke vom Suchtselbsthilfegruppen Zwickau e.V. sprach von Ihrer persönlichen Verbindung als ehemalige Mitarbeiterin der KISS Zwickau zur Kontaktstelle und machte anderen Mut sich Rat und Hilfe dort zu suchen, wenn es in den Gruppen "kriselt". Als Vertreterin der ersten Stunde der Selbsthilfebewegung sprach Frau Antje Uebel, von der Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs", Landesverband Sachsen e.V., Gruppe Zwickau. Wie keine Andere kennt auch sie die Höhen und Tiefen, die in den letzten 20 Jahren durch viel Engagement und unaufhörlichen Tatendrang zu bewältigen waren. Heute ist sie stolz auf das Erreichte, auch in "ihrer" Gruppe, die zu den größten SGHn im Landkreis zählt. Eine besondere überraschung hielt Herr Jürgen Wutzler von der "Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew" e.V., SHG Kirchberg für die Anwesenden bereit. Neben seiner Arbeit als Ansprechpartner ist er begeisterter Taubenzüchter. Seinen Tieren verdankt er auch die Lebensfreude, die er durch seine Erkrankung zu verlieren drohte. Dem erstaunten Publikum präsentierte er seine preisgekrönte "schwarzgeganselte Felegyhazaer" "Helene 2", deren Patin die Sängerin Helene Fischer ist. Zum 20jährigen Bestehen schenkte Herr Wutzler der KISS Zwickau die Patenschaft für zwei Hochzeitstauben, die er ebenso mit dabei hatte und die er Frau Sandy Wetzel überreichte.

In einem Referat über den Werdegang der KISS Zwickau erinnerte Frau Gabriele Bachmann an die Gründungsphase des Projektes. "Es war nicht immer einfach, aber die Menschen in den Selbsthilfegruppen haben uns gebraucht!" So musste die KISS zweimal innerhalb von Zwickau umziehen, bis sie heute an ihrem Standort in der Scheffelstraße 42 in Zwickau-Eckersbach angekommen ist. Und nicht immer war die Finanzierung des Projektes gesichert - man fragte sich oft "Wie geht es weiter?" Man habe es immer wieder geschafft sich aufzurappeln und diese Belastungen nicht auf die Gruppen zu übertragen. Frau Bachmann bedankte sich bei den vielen Aktiven, die über all die Jahre das Fortbestehens der KISS gesichert haben und weiter dafür streiten.

Was neben dem wertvollen Erfahrungsaustausch in den Gruppen entsteht, davon konnten sich die Anwesenden bei den Präsentationsständen verschiedener Selbsthilfegruppen überzeugen. So stellten z. B. die Selbsthilfegruppen "Deutsche GBS Initiative" e.V., Landesverband Sachsen, "Regenbogen" - verwaiste Eltern Zwickau, "Schlaganfall" Zwickau und "MS Junior" ihre umfangreichen Chroniken aus. Andere Gruppen zeigten ihre kreativen Werke, wie die Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs", Landesverband Sachsen e.V., Gruppe Zwickau, die u. a. ihre selbsthergestellten "Herzkissen" für Brustkrebspatientinnen präsentierten. Aber auch die Selbsthilfegruppen "Hirntumor" Zwickau, "Chronischer Schmerz" Zwickau-Stadt, und die "Deutsche Parkinson Vereinigung" e.V. Regionalgruppe Zwickau stellten Selbstgebasteltes und Informationsmaterial ihrer Gruppen aus.

Im Ganzen war es eine gelungene Veranstaltung, die positiv auf die zukünftige Arbeit der KISS ausstrahlen wird.

An die Feierstunde schloss sich das 4. Gesamttreffen aller Ansprechpartner und aktiven Mitglieder der Selbsthilfegruppen im Landkreis Zwickau an.

 

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